Freitag, 20. Januar 2012

Für immer und ewig - und 3 Tage.

Lang schon berührte kein Stift mehr durch meine Hand ein einzig Blatt.


Ich habe es verlernt, oder nein, meine Tinte, sie ist leer.
Keine Tinte, welch Worte so schöner Form zeugt, geschwungen, ob in Sätzen oder Stichpunkten. "Wo ist die Leidenschaft?" , fragt der Stift, "wo bist du hin?" So zog er los, durch Sturm um Eis, der Leidenschaft hinterher, gebrandmarkt durch die Sucht, die elendige Sucht nach der Geborgenheit des Blattes und schrieb nieder, was er einst schon schrieb, um seine Muse zurück in's Gedächtnis zu rufen.

Wahn der Größe

Und der Teufel liebkost sacht meinen Hals, während Gott zitternd meine Hand hält und sich zum zigsten Mal entschuldigt. Ich ergötze mich an meiner selbst. In meinem Wahn streiche ich mein Haare zurück und schreie:
"Nein, lasset ab ! So gehet von mir, flieht!, ihr seid doch nur weitere Spielfiguren in diesem großen unendlichen Drama. Ich streiche euch aus diesem Text und schon seid ihr ausgelöscht.
Dichter und Denker, sie wissen die Wahrheit. Nur sie. Ich bin es, die euch mit den Worten fesselt, die Rednerin, die Wortakrobatin, es sind Buchstaben der Flammen, welche eure Existenz auslöschen oder sie hervorrufen. Sie sind der Richter aller, welche eure Gedanken lenken. Sie sind Götter. Eure Schöpfer, entsprungen aus der einzigartigen Vorstellung. Mein Schwert sei die Feder! Und meine Schreiberrei macht euch zu Sklaven meiner Fantasie, ihr Figuren in meinem Theater..in meiner Welt. So bin ich König, küsst mich, knieet nieder, bis ich euch den entscheidenden Gnadenstoß mit dem Ende des letzten Blattes dieses Buches gebe.

Ich werde die ganze Welt unterdrücken, sie allein steht unter meinem Joch, bis auf sie, bis auf meine Liebe, mein Schmerz, mein Schwachpunkt, meine Agonie.
Sie ist die Einzige, die mich niederreißen könnte von meinem Thron derSelbstgefälligkeiten, von meinem Machtgehabe, über all diejenigen, welche ich unter Kontrolle habe.
So fall' ich nur, wenn mein Herz mich nicht mehr hält, ihr alle sollt unter mir stehen, mir sie nicht nehmen, ich bin ihr Beschützer und sie meine Heilerin, so verschwindet. Ihr könnt mir nicht helfen, sie zu halten, wie die sanfte und schönste Rose, so lieblich duftend, dass man ewig könnt' dran riechen. Sodass man ewig halten möchte, was einem nicht gehört.

Sei' mein und entreiße mich meiner Macht.

Wie gut er ward, schon abgestumpft, schrieb zu viel mit einem Mal, Radiergummis waren auch keine da.

Ich liege hier,
mal mit dir,
mal ohne mich und ohne dich,
und nun allein.
Da frag ich mich doch insgeheim,
"Wie soll ich reim' in solcher Pein,
viel zu viele Tränen fließen,
und dennoch folgt kein Gut-Poesie-ergießen.
Worte, so ein Schrott nach dem täglich Trott,
mehr kommt nicht mehr und ich nicht hinterher.
Hinter dir, die du fliehst vor mir.
Es tut mir so leid, ich ward voller Gier.
Ich wollte immer nur mehr, das Erfüllen war zu schwer."

Nun gut, sagt der Stift, mit dem Reim - da lass ich's mal lieber sein. Kann's eh nicht und werde es nie können.

Er reiste tagelang, sucht und fand Worte, schmiss sie fort, sie waren perfekt, doch nicht dafür, die Muse, nein, nicht die Muse an sich, doch der Engel der Muse ward fort. So kann man Worte finden - ohne Muse - um die Muse zurückzuerlangen? Unmöglich. Nie war es wichtiger, und noch nie so schwer. Mein Kopf ist leer.

So schrieb der Stift erneut..
Ich liege hier, ohne dich, frage mich, wie es dir geht. Der Wind peitscht in mein Gesicht und die eisige Luft deiner Worte schneidet meine Luft ab. Ich drehe mich mit der Erde, doch du hältst sie an. Die Kälte geht über in meinen Körper, mein Blut und letztendlich in mein Herz. Die Lawine des Untergangs bricht aus. Ich renne los, schnell. Mein Herz schlägt noch zu den gefühlsduseligen Liedern, die ich höre, als sei ich auf einem harmlosen Spaziergang zum Abgrund meiner Seele. Sehe nur Schilder mit der Aufschrift "Nirgendwo", sie zeigen dennoch nach links und rechts, nach vorne und unten. Keine Ahnung wohin. Meine Lippen zittern, werden blau, immer spröder mit jeder trockenen Wahrheit, die mir plötzlich klar wird. Leerer Kopf, sehe die Grenze und den Anfang des Abgrunds vor mir, hinter mir, die Lawine des Untergangs und neben mir, Wände, Wände in schillernden Farben. Plötzlich ist alles bunt und und schillert in Regenbogenfarben und zeigen nur deine Silhouette. Ich bin geblendet, alle Fehler dargeboten, keine bereut, schreie dem Schnee entgegen, ehe er mich in den Abgrund reißt, wie leid es mir tut und ergebe mich dem Druck des blütenreinen Kristalls des Lebens, gefolgt von der unendlichen Dunkelheit. Ich fliege wie eine Schwalbe, frei, dein Name wie ein Anker hängt an meinem Herzen, zieht mich nach unten...[...]

"Fuck!"
Da ward der Stift zerbrochen, fand die Worte nicht, die er so gebraucht, sein Wortschatz ward zu klein, doch seine Gefühle so rein. Sein Herz war so groß, dass er sich stellte bloß, was ihm ward zum Hindernis, er wollte nur nicht vermiss'n.

Konnt nicht fassen, kann's nicht lassen, nicht zu denken, nicht zu hassen, was ich bin, möchte nicht von dem ablenken..

"Die Blüte" oder "Wo bist du hin..?"

Blüten fallen schnell. - Doch manchmal vollführen sie im Wind ihren letzten, schönen Tanz.

Eben verzierten sie noch den prunkvollen Baum ganz oben an seiner Krone, dann fallen sie hinab, wirbelnd, so bewundernswert, und man hört schneller werdende, dramatische Klaviere, triumphierend, frei, ein letztes Mal. Drehen sich und drehen sich, eine Pirouette nach der anderen. Dein Herz pocht, auch deine Wange erfasst der Windstoß, die Träne fließt hinab, flieg mit hinfort und hinter dich. Der Blick, den wundervollen Blüten nach..Das Klavier wird langsamer.

Bevor sie dann traurig, aber fein, den Boden schmücken, doch allein.~